Nox et Solitudo
Ungeahnte Repertoirelücken schließt die Mezzosopranistin Eva Garajová. Neben Tschaikowsky (aus seinen Romanzen op. 6, 28, 47, 57 und 60), den vier Liedern Im Volkston op. 73 und den vier Liedern op. 82 von Dvorák sowie den Vier ernsten Gesängen von Brahms hat die Sängerin für ihr 2 CD-Programm drei wenig oder gar unbekannte Komponisten auf ihren Aufnahmeplan im Palais Liechtenstein gesetzt (2 CD Arcodiva (UP 0151-2 302, Beiheft in engl. und tschech. Sprache): ŠtefanNémeth-Šamorínsky (1896–75), der u.a. bei Bartók studierte, stammte aus dem ungarisch sprechenden Teil der Slowakei und vertonte 1942–44 u.a. sechs Gedichte des ungarischen Dichters Endre Ady. Vladimir Sommer (1921–97) lehrte Musikwissenschaft an der Karlsuniversität, gehörte trotz seines schmalen Oeuvres zu den bedeutenderen tschechischen Komponisten nach dem Zweiten Weltkrieg und wählte für seine 1981 entstandenen Sieben Lieder für Mezzosopran u.a. Gedichte von Alexander Blok und Rainer Maria Rilke. Bekannter ist Eugen Suchoň (1908–93), u.a. durch seine Oper Krútňava, der während seiner Prager Studienzeit 1932 den Zyklus Nox et solitudo op. 4 komponierte, den Garajová auch als Titel ihres von Marian Lapsanský begleiteten Programms wählte. Ihr Mezzosopran ist nicht groß, doch in allen Lagen sanft ausgebildet, sie singt mit Geschmack und Musikalität und es gefällt, dass die Liedtexte im Beiheft zweisprachig wiedergegeben sind. Garajová hatte ab 1995 an der damals noch eigenständigen Prager Staatsoper gesungen, die 2012 mit dem Nationaltheater zusammengelegt wurde, und scheint sich nun auf Konzerte und den Liedgesang zu konzentrieren.
Rolf Fath
Opera Lounge